Bereits wenige Kilometer vor der ecuadorianischen Grenze begann sich das landschaftliche Bild zu wandeln. Wo auf den letzten mehreren tausend Kilometern Trockenheit und Wüste die peruanische Küste kennzeichneten (bis auf wenige Flussläufe und die künstlichen Plantagen!) wucherte nun das frische Grün aus beinahe allen Ecken und Enden. Sogar auf den Stromleitungen schienen die Flechten großartig zu gedeihen.
Die Einreise nach Ecuador gestaltete sich als problemlos. Lediglich eine kurze Wartezeit, da die Grenzbeamten gerade ihr Mittagessen zu sich nahmen, mussten wir in Kauf nehmen. Auch eine neue SOAT (Haftpflichtversicherung für Carlos) konnten wir direkt an der Grenze unproblematisch erwerben.
Als erstes Ziel peilten wir die Stadt Machala im Süden Ecuadors an. Eigentlich wollten wir die Insel Santa Clara besuchen, doch Machala stellte sich als völlig untouristisch heraus und bei der Frage nach einer Tour trafen wir nur auf erstaunte Augen bei der Touristeninformation. Als Alternativprogramm beschlossen wir die Insel Jambelí, die auch bei den Einheimischen ein beliebtes Ausflugsziel darstellt, zu besuchen.
Shashin Error:
No photos found for specified shortcode
Im Stundentakt fuhren kleine Boote auf die nur knapp vor der Küste gelegene Insel. Nach einem Strandspaziergang und einem mehr oder weniger schmackhaften Mittagessen heuerten wir uns am winzigen Hafen einen Guide samt Boot für eine kleine Rundfahrt in die Mangrovenwälder der Insel an. Durch die letzten Reste dieser ursprünglichen Landschaftsform ging es zu einer nahen Garnelenfarm. Aufgrund extrem rentabler Garnelenzuchten wurden bereits große Teile der Mangrovenwälder zerstört. Unser Führer, der auch teilweise auf Garnelenfarmen arbeitete, erklärte uns vieles über die Zucht dieser Schalentiere. Die Tierchen, die in einem städtischen Labor gezüchtet werden, brauchen nur wenige Monate bis sie auf den unzähligen Farmen zur gewünschten Größe heranwachsen und zu guten Preisen in alle Welt weiterverkauft werden. Auch zahlreiche Vögel versuchten sich einen Teil der Garnelen für sich zu sichern. Auf der Rückfahrt hatten wir Glück und konnten gleich mehrere Leguane im Dickicht des Mangrovenwaldes beobachten. Die stattlichen Echsen erinnerten uns mit ihren vielen Zacken an Drachen aus einem Fantasyfilm.
Shashin Error:
No photos found for specified shortcode
Zurück in Machala begaben wir uns auf die Suche nach einem ecuadorianischen Gasadapter, um unsere beiden Flaschen zu füllen. Für eine 15 kg Flasche, mit der wir unsere beiden 5 kg Flaschen problemlos füllen konnten, zahlten wir unglaubliche 2 $. Das Warten hatte sich bei diesem Gaspreis mehr als gelohnt. Weiters kann Ecuador mit für uns beinahe paradiesischen Dieselpreisen aufwarten. Eine Gallone Diesel kostet ein bisschen mehr als 1 $ was einem Literpreis von etwa 20 Cent (€) entspricht. Das erste Mal auf unserer Reise freuten wir uns so richtig das Auto voll tanken zu können!!!
Über eine beidseitig von Bananenplantagen gesäumte Straße erreichten wir das kleine Städtchen El Guabo wenige Kilometer nördlich von Machala und konnten auch bald die “Asociación de Pequenos Productores de El Guabo” ausfindig machen. Kurzfristig organisierten wir uns eine Führung in eine Bananenplantage der wahrscheinlich größten Fairtrade Bananenorganisation von Ecuador. Der Assoziation gehören insgesamt mehr als 300 Personen an. Sowohl Bio- als auch normale Bananen werden von den Bauern produziert. Die Bananenpflanzen brauchen etwa neun Monate bis sie eine Blüte ausbilden. Zum Schutz vor Insekten und um für die Bananen ein optimales Treibhausklima zu schaffen, werden die kleinen Bananen in Plastiksäcke gepackt, die jede Woche mit einem anderen Farbbändchen gekennzeichnet werden. Nach zwölf weiteren Wochen werden die grünen Bananen geerntet. Neben dem alten “Bananenbaum”, der nun abstirbt, wächst bereits ein neuer kleiner Baum aus der Erde. Doch mit der Ernte der Bananen “beginnt” erst der Großteil der Arbeit. Über ein Drahtseil wird die gesamte Banenentraube zum Waschplatz transportiert. Nachdem die Größe der Bananen kontrolliert wird und von jedem Baum eine Banane zur “Fleischkontrolle” aufgeschnitten wird, beginnt der Waschprozess. Die einzelnen “Hände” der Bananenfrucht werden nacheinander in zwei verschiedenen Wasserbecken gewaschen um den klebrigen Kautschuk aus dem Anschnitt zu entfernen und um natürlich auch wunderschöne Bananen zu erhalten. Nur die besten und schönsten Bananen schaffen es durch die strengen Auswahlkriterien für europäische Klasse I Bananen. Die anderen werden vor allem nach Argentinien und Chile weiterverkauft. Auch die kleinen Bananen die am unteren Ende der Bananenfrucht wachsen, werden nicht nach Europa exportiert, obwohl uns die Arbeiter verrieten, dass diese die süßesten und leckersten Früchte seien. Nachdem die Strünke noch versiegelt werden und die Früchte mit diversen Aufklebern versehen werden, kommen jeweils 42 Pounds (19 kg) des grünen Goldes in eine Bananenschachtel. Eine Schachtel Fair-Trade Bananen (jedoch nicht BIO) wir nun für 5,5 $ weiterverkauft. Pro verkaufter Schachtel geht 1 $ an die Fairtradeorganisation. Mit diesem Geld werden Sozialprojekte (Bildung, Gesundheitswesen) gefördert und zusätzlich noch Lebensmittelpakete um 20 $ für jeden Arbeiter pro Monat gekauft. Laut den Angaben unseres Führers verdient ein Arbeiter in einer dieser Bananenplantage etwa 400- 500 $ monatlich. Über den Verdienst der Bananenplantagenbesitzer konnten wir leider nichts ausfindig machen. Auch über die Verdienste von Arbeitern in normalen Plantagen konnten wir keine eindeutige Antwort erhalten, da hier vieles angeblich “unter der Hand” abläuft. Der Verkaufspreis pro Schachtel um 5,5 $ wurde vom Staat als Minimum vorgeschrieben, aufgrund mangelnder Kontrollmöglichkeiten, wechseln jedoch viele Bananenschachteln um deutlich niedrigere Preise ihre Besitzer zugunsten de Großverkäufern wie Chiquita und Co.
Fertig verpackt auf gekühlten Containerschiffen brauchen die Bananen etwa drei Wochen bis sie Europa erreichen. Dort müssen sie zuerst noch nachgereift werden, bevor sie endgültig im Supermarkt bei uns nun für knappe 2 € pro Kilogramm zum Verkauf angeboten werden. Wodurch die riesige Spanne zwischen Verkaufspreis in Ecuador und dem Endpreis bei uns zu Hause entsteht, ist uns jedoch nicht klar.
Shashin Error:
No photos found for specified shortcode
Bei der anschließenden Verkostung der Bananen musste Anna feststellen, dass sie genau wie zu Hause schmeckten und lange nicht mit den extrem feinen und süßen Platanitos (= kleine Bananen) von Peru mithalten konnten. Zum Abschluss konnten wir auch noch die Frage warum denn die Banane krumm ist klären: Die Bananen wachsen auf dem Fruchtstängel von unten nach oben und versuchen sich bestmöglich der Sonne zuzuwenden. Dabei entsteht die Krümmung.
Unser Resümee ist, dass wir auch weiterhin zu Hause Fairtrade Bananen kaufen werden, jedoch sind unsere rosigen Vorstellungen vom fairen Handel nicht ganz erfüllt worden und wo die große Handelsspanne hinfließt, wäre auch bei Fairtradefrüchten noch eine Nachforschung wert. Wir glauben kaum, dass die Verschiffung und die Logistik in Europa alleine für die gewaltige Preisspanne verantwortlich sind. Wir können jedoch versichern, dass die Arbeiter auf den Bananenfarmen der Assoziation keine schlechten Arbeitsbedingungen haben und die Früchte zu konstanten Preisen weiterverkauft werden können und somit ein ständiges Einkommen auch der unteren Bevölkerungsschicht gesichert werden kann.